Hörsturz

Symptome, Behandlung, Prognose

Hörsturz


Der Hörsturz ist eine plötzlich auftretende Schwerhörigkeit oder Ertaubung, meist einseitig.
Eine Ursache hierfür ist meist nicht erkennbar.

Hinweis: Der Hörsturz ist eine Eilfall und kein Notfall.
Deshalb müssen Sie nicht sofort einen Notarzt aufsuchen. Sie sollten aber in den nächsten 24 Stunden einen HNO-Arzt aufsuchen, damit eine Therapie eingeleitet werden kann.

Der Hörsturz ist eine häufige Ohrerkrankung. Statistisch fällt eine Erkrankung auf 3000 Einwohner. Der Häufigkeitsgipfel liegt um das 50. Lebensjahr.

Ursachen


Ursache und Entwicklung eines Hörsturzes ist trotz vielfältiger wissenschaftlicher Untersuchungen noch immer unklar. (Jahr 2019)

Meist findet man keine alleinige Ursache für den Hörsturz. Häufg fallen mehrere mögliche Ursachen zusammen.
Der Hörsturz ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass alle anderen Erkrankungen, die ebenfalls mit einer Schwerhörigkeit einhergehen, nicht als Ursache in Frage kommen.
Das muss der HNO-Arzt untersuchen.

Als Ursachen für eine Hörsturz können in Frage kommen:

Gefäßveränderungen im Innenohr: Bei Arteriosklerose, Diabetes mellitus oder Entzündungen der Gefäßwände auf dem Boden einer Autoimmunkrankheit kann es zum plötzlichen Gefäßverschluss kommen. Dabei entstehen Blutgerinsel, welche die Durchblutung des Innenohres stoppen.

Stress: Hierbei werden vermehrt Katecholamine (Adrenalin) ausgeschüttet, die zu Gefäßkrämpfen führen. Dadurch kann die Durchblutung des Innenohres gedrosselt oder ganz unterbunden werden.

Halswirbelsäule: Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule mit folgender Minderung der Durchblutung des Innenohres können Ursache für einen Hörsturz sein. Auch nach einem Schleudertrauma, wie es bei einem Verkehrsunfall auftreten kann, könnte zum Hörsturz führen.

Blutdruckveränderungen: sowohl ein zu niedriger, als auch ein zu hoher Blutdruck.

Virusinfekte: Einige Viren beeinflussen und schädigen das Innenohr. Bekannt ist ein möglicher Hörsturz bei Mumps, Masern, Röteln, Herpes, AIDS und Grippevirusinfektionen.

Bakterielle Infektionen: Eine Borrelieninfektion oder eine akute Mittelohrentzündung kann in der Folge zu einem Hörsturz führen.

Einblutungen und Verletzungen: Schädelverletzungen oder -traumen gelten als Ursachen.

Beschwerden


Plötzlich hört man auf einem Ohr schlechter oder ist fast taub.
Meist ist dies nur einseitig, ganz selten doppelseitig der Fall.

Gleichzeitig können Ohrgeräusche (in ca. 80% der Fälle), Druckgefühl im Ohr (in ca. 50%), Schwindel (in ca. 30%) Hörveränderung i.S. Echohören oder verzerrtes Hören) (ca. 25%) auftreten.

Das Gefühl, als sei Watte im Ohr wird von vielen Patienten angegeben. Diese Symptome können auch Vorboten des Hörsturzes sein.

Hinweis: Der Hörsturz ist ein Eilfall und kein Notfall. Suchen Sie deshalb in den nächsten 24 Stunden einen HNO-Arzt auf, damit eine Therapie eingeleitet werden kann.

Andere neurologische Symptome wie Taubheitsgefühl der Haut, Seh- oder Sprachstörungen treten nie beim Hörsturz auf!
Bemerkt man sie doch, kann man davon ausgehen, dass ein kleiner Schlaganfall mit Durchblutungsstörungen der Hirnregion aufgetreten ist.

 

Untersuchungen


Das plötzliche Ereignis der Schwerhörigkeit ohne erkennbare Ursache berechtigen zur Arbeitsdiagnose Hörsturz.
Im Laufe der Untersuchungen müssen alle Ursachen, die zu einem Hörsturz führen können, ausgeschlossen werden.

Nach der HNO-ärztlichen Untersuchung folgt ein Hörtest. Dieser zeigt das Ausmaß der Schwerhörigkeit an und wird in der Folgezeit zur Verlaufkontrolle eingesetzt.
Weitere Untersuchungen können Tympanometrie, objektive Hörmessung (Otoakustische Emissionen oder BERA) und Gleichgewichtsprüfung sein.
Im Einzelfall sind Blutuntersuchungen, Bestimmung des Ohrgeräusches, Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße sinnvoll.

In manchen Fällen wird man weiterführende Untersuchungen durch einen Internisten, Neurologen, Orthopäden, Augenarzt oder Psychologen veranlassen.

Behandlung


Ein Hörsturz verursacht eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Deshalb ist auf jeden Fall ein Behandlungsversuch gerechtfertigt.

Aus der Erfahrung, dass ein Hörsturz bei Stress oder außergewöhnlichen Belastungen gehäuft auftritt, gilt es, den Patienten aus seiner gewohnten Umgebung bzw. seinem Alltag herauszunehmen. Deshalb wird eine befristete Krankschreibung empfohlen.

Die Therapie erfolgt ambulant, nur in Ausnahmefällen stationär im Kankenhaus.

Die Therapie richtet sich nach der Stärke des Hörvelustes und des Vorerkrankungen.

Anfangs kann es gerechtsfertigt sein, ein bis drei Tage abzuwarten. Eine Spotanerholung kann in 50% der Fälle auftreten.

Meist werden dann Tabletten verordnet, die die Durchblutung fördern und entzündliche Schwellungszustände zurückdrängen sollen. Begonnen wird die Therapie oft mit einer intravenösen Verabreichung des Medikamentes.

Weitehin gibt es Infusionen mit Medikamenten, welche die Gefäße erweitern und die Fließeigenschaften des Blutes verbessern.

Eine weitere Therapieoption ist das Einspritzen eines Medikamentes in das Mittelohr durch den Gehörgang (intratympanale Innenohrbehandlung).

Welche Therapie in Ihrem Fall sinnvoll ist, entscheidet der Arzt.

Unterstützend können Vitamin C und Vitamin B Präparate sein.

Eine Sauerstofftherapie kann erfolgversprechend sein. Der Nutzen ist aber bislang nicht hinreichend wissenschaftlich belegt.

Wichtig:
Der Patient muss zur Ruhe kommen. Jeder "Stress" kann zu einer Verschlechterung der Situation führen. Deshalb sollte nicht zur Arbeit gegangen werden und nicht der gewohnte Alltag fortgesetzt werden.
Eine Veränderung der Lebensführung sollte angestrebt werden.

Maßnahmen zur Aufarbeitung von Stresssituationen können z.B. mit einem Psychologen erfolgen.
Zum Stressabbau eignen sich verschiedene Therapieformen, z.B. das autogene Training.

Werden andere Ursachen des Hörsturzes gefunden, muss eine entsprechende Therapie erfolgen. Dazu zählen z.B. die Einstellung des Blutdruckes und Blutzuckers oder eine Manualtherapie der Halswirbelsäule.

Führt die Therapie nicht zum Erfolg und bleibt eine beeinträchtigende Schwerhörigkeit bestehen, ist ein Hörgerät zu empfehlen.

Heilungsaussichten (Prognose)


Oft tritt ein Hörsturz nur einmal im Leben auf und das Gehör erholt sich vollständig.
In einigen Fällen kann ein Hörverlust oder ein Ohrgeräusch bestehen bleiben.
Bei einigen Patienten tritt der Hörsturz wiederholt auf. Rezidive treten bevorzugt bei Hörstürzen im Tief- und Mittelfrequenzbereich auf.
Mit Rezidiven muss bei Risikogruppen (Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechselkrankheiten, Stress-Berufe) gerechnet werden. Deshalb ist die Behandlung einer zugrunde liegenden Erkrankung bzw.- die Vermeidung der auslösenden Faktoren wichtig.
Mit zunehmender Rezidivhäufigkeit verschlechtert sich die Prognose.

Eine güstige Prognose - auch bezüglich Schwindel und Tinnitus - ist bei isolierter Schwerhörigkeit im Tiefton- und Mittelfrequenzbereich und bei leichtgradigen Hörverlusten zu erwarten.
Mit zunehmedem Hörverlust verschlechtert sich die Prognose.

Ungünstige Prognose besteht bei sofort aufgetretener hochgradiger Schwerhörigkeit und Taubheit oder gleichzeitig auftretender Gleichgewichtsstörung.

Vorbeugung


Einen sichere Prophylaxe gegen einen Hörsturz gibt es nicht.

Man kann nur einige Risikofaktoren vermeiden.
Grunderkrankungen wie Blutzucker, Herz-Kreislauerkrankungen, Übergewicht, oder Fettstoffwechselstörungen sollten entsprechend therapiert werden.
Auch Raucher haben ein erhöhtes Risiko.
Sie sollten sich vor zu starken Lärmbelastungen, die das Innenohr schädigen, schützen.

Menschen, die unter Stress leben, sollten sich dessen bewusst werden. Wenn man sich selbst zu viel zumutet oder von anderen überfordert wird, kann der Körper darauf unter Umständen mit einem Hörsturz reagieren.
Diese Menschen haben oftmals eine Persönlichkeitsstruktur, die durch Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, starke Genauigkeit, Ehrgeiz und manchmal fehlendes Selbstvertrauen gekennzeichnet ist.
Durch diese Eigenschaften können leicht Überforderungssituationen entstehen.
Fehlt der Selbstschutz und die Fähigkeit, sich gegen Überlastung von Körper und Seele zu wehren und die eigenen Belange in den Vordergrund zu stellen, reagiert der Körper mit entsprechenden Krankheiten.
Hier setzten verschiedene Behandlungsmethoden an, bei denen gelernt wird, richtig mit sich selbst und den Stressfaktoren umzugehen.

(8/2019)